Mittwoch, 4. November 2009

Ganz klar hintergründig migrantisch

In den Medien, wird dem "deutschen" jetzt oft das "migrantische" gegenübergestellt. Auch die eine oder andere Institution benutzt dies Etikett, etwa Astas oder Forschungseinrichtungen, in deren Veröffentlichungen das Neu-Adjektiv auftaucht. Es gibt lt. Google sogar ein Buch, das dieses Attribut im Titel führt, wohl das erste überhaupt.

Migrantisch wird benutzt, als wäre es eine neue Nationalität. Seit "ausländisch" nicht mehr gesagt wird (zu Recht, wurden damit doch ständig de-facto-Inländer sprachlich zumindest deutlich auf Dinstanz gehalten), beginnt die Neuschöpfung ihren Dienst zu tun. Es ist die Adjektivwerdung des bereits allgegenwärtigen "mit Migrationshintergrund". Dieses Wort vom Migrationshintergrund finde ich unglücklich, da es so klingt, als hätte jemand - im Gegensatz zu denen ohne "Hintergrund" - noch was anderes am Laufen, dem man erst auf den Grund kommen muss. Es ist auch maximal unhandlich und wohl lediglich in Ermangelung von etwas Bessrem im Einsatz. Der Soziologe Robert Castel hat außerdem dazu geschrieben (bezogen auf Frankreich, wo es eine ganz ähnliche Formulierung gibt), dass der Begriff Menschen, die de facto im jeweiligen Land längst angekommen und zu Hause sind, wieder zu Fremden mache, zu Personen, die etwas an sich haben, das einfach "nicht weggeht". Das wird von den Betroffenen zumeist nicht als ermutigend empfunden.

Was sich hinter diesem "migrantisch" verbirgt, das müssen wir in künftigen Posts noch erkunden.

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